
Pflegetherapeutische Angebote werden in Einzel- und Gruppenangebote unterschieden. Die Gruppenangebote unterliegen einer weiteren Differenzierung in gemeinschafts- und patientenzentrierte Gruppen. Allen gemeinsam ist, dass sie durch die milieutherapeutischen Ziele der Partizipation, der Kommunikation, des sozialen Lernens und des Lebens in der Gemeinschaft gekennzeichnet sind (Rakel & Lanzenberger, 2009).
Pflegetherapeutische Einzelangebote machen als Maßnahmen der Milieutherapie einen Großteil der psychiatrisch-pflegerischen Arbeit aus. Je nach Anforderung haben sie einen unterschiedlichen Charakter und zeichnen sich durch eine Vielzahl zielgerichteter Interventionen, Behandlungen, Techniken und Anwendungen aus. Da die Anzahl dieser Einzelangebote in ihrer Komplexität kaum zu erfassen ist, sind hier exemplarisch einige aufgeführt:
- Bezugspflege
- Kurzkontakte und Einzelgespräche
- Fördernde Maßnahmen zur Beziehungsgestaltung (Gesellschaftsspiele etc.)
- Einzelspaziergänge
- Externe Begleitungen zu diagnostischen Untersuchungen/Behandlungen, Behördengängen oder Beratungsstellen
- Unterstützung bei der Körperpflege
- Wundversorgung im Rahmen des Wundmanagements
- Basale Stimulation
- Aromapflege
- Einreibungen
- Massagen
Patient*innenzentrierte Gruppen bedienen sich milieutherapeutischer Grundsätze, indem sie durch gezielten Einsatz von Umgebungsfaktoren eine positive Wirkung auf die Entwicklung von psychischen Störungen haben (Sauter et al., 2011).
Man unterscheidet Patient*innenzentrierte Gruppen in folgende Kategorien:
Gruppen zur Freizeitgestaltung verfolgen Ziele wie die Förderung von Antrieb und Eigeninitiative, sowie Beobachtung und Förderung sozialer Kompetenzen und/oder kognitiver Fähigkeiten. Beispiele hierfür sind:
- Spielegruppen
- Aktionstage
- Spaziergänge
- Sport- Tanz- und Bewegungsgruppen
- Gruppen zu lebenspraktischem Training dienen dem Erwerb und Ausbau alltagspraktischer Fertigkeiten, sogenannter „Life Skills“. Beispiele hierfür sind:
- Backgruppen
- Kochgruppen
- Einkäufe
- aber auch Einzeltrainings wie:
- Umfeldgestaltung
- Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
- Begleitung bei Behördengängen
- Begleitung zu Beratungsstellen
Störungsspezifische Gruppen sind therapeutische Angebote zu speziellen Krankheitsbildern, die gezielte Interventionen zur Krankheitsbewältigung beinhalten. Oft werden sie in Kooperation mit anderen Berufsgruppen wie Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen oder Psycholog*innen durchgeführt. Es gibt eine Vielzahl störungsspezifischer Gruppen, die in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung und dem zeitlichen Rhythmus nach den Bedarfen der jeweiligen Fachabteilungen und Stationen variieren.
Beispiele hierfür sind:
- Achtsamkeitstraining
- Training sozialer Kompetenzen
- Konzentrationsgruppe
- Gedächtnistraining
- Metakognitives Training
- Progressive Muskelentspannung
- Akupunktur
- Angehörigengruppe
- Gewaltpräventionstraining
- Rückfallpräventionstraining
- Psychoedukation
Gemeinschaftszentrierte Gruppen sind Großgruppen mit der Zielsetzung, das Gemeinschaftsleben auf den Stationen zu organisieren (Heim, 1985). Die inhaltliche Gestaltung und der zeitliche Rhythmus variieren nach den jeweiligen Bedarfen der Fachabteilungen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass sich Mitarbeiter*innen des therapeutischen Teams mit allen Patient*innen treffen, um beispielweise Wochenpläne und Tagesaktivitäten zu besprechen, um Informationen auszutauschen oder die Regeln des Miteinanders zu besprechen. Beispiele hierfür sind:
- wöchentliche Stationsversammlungen
- tägliche Morgenrunden
- Tagesrückblicke
- diverse Stationsforen