
Der stationäre Bereich des ZfP Calw - Klinikum Nordschwarzwald umfasst insgesamt 530 Planbetten, davon 424 Betten am Standort Calw-Hirsau, dort verteilt auf zwei Kliniken für allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, zwei Kliniken für Alterspsychiatrie und Psychotherapie, die Klinik für Suchtmedizin, die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie eine separate Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie für suchtkranke Straftäter*innen. Die stationären Behandlungsplätze der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind in 2018 vom Klinikcampus Calw-Hirsau an den Standort Böblingen umgezogen.
Die Binnengliederung der allgemeinpsychiatrischen Stationen wurde in den letzten Jahren erfolgreich vom Regionalprinzip auf eine störungsspezifische Differenzierung umgestellt. Schon immer „störungsspezifisch“ wurde in der Alterspsychiatrie (grob unterteilt in Depression vs. Dementielle Erkrankungen), in der Suchtmedizin und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Der störungsspezifische oder symptombezogene Ansatz zielt auf eine inhaltliche Ausrichtung einzelner Stationen auf jeweils eine spezielle Patient*innengruppe mit gleichartigen bzw. ähnlich gelagerten Krankheitsbildern und entsprechend gleichgerichteten Anforderungen an Stationsmilieu und Therapieangeboten.
Im ZfP Calw, am Standort Calw-Hirsau, bestehen jeweils optional schließbare sowie offen geführte Stationen für den Behandlungsschwerpunkt schizophrener Psychosen (ICD 10: F20 bis F25) einerseits und zur Behandlung von Patient*innen der Diagnosegruppen affektive Störungen (Depressionen, Manien), Angsterkrankungen, somatoforme Störungen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sowie verwandte Krankheitsbilder (ICD 10: F3 bis F6) andererseits. Eine weitere Binnendifferenzierung kann nach der Akuität der Erkrankung und dem Sicherungsbedürfnis (z.B. im Rahmen suizidaler Krisen) erfolgen.
Aus einer solchen, an den Patient*innen und deren krankheitsbedingten Bedürfnissen orientierten Grundstruktur eines psychiatrischen Klinikums ergibt sich die Notwendigkeit, möglichst schon im Rahmen des Aufnahmeprozesses auf der Basis einer umfassenden Anamneseerhebung und Diagnostik dafür zu sorgen, dass Patient*innen von vorneherein auf der für sie passenden Station aufgenommen werden. Hierdurch können im Behandlungsverlauf auch interne Verlegungen von einer Station auf die nächste und die damit einhergehenden Beziehungsabbrüche und Therapieunterbrechungen deutlich reduziert werden.
In einem ersten Schritt hat dabei die fachärztlich besetzte Zentrale Patientenaufnahme (ZPA) – neben dem administrativ-organisatorischen Aufnahmeprozess - für eine möglichst passgenaue Stationszuordnung der aufzunehmenden Patient*innen gesorgt.
Um den störungsspezifischen Ansatz weiter zu intensivieren haben wir im April 2019 eine sogenannte Clearingstation mit 18 Betten eröffnet, welche die Möglichkeit bietet, Patient*innen zur genaueren diagnostischen Einschätzung bzw. zur stationären Krisenintervention bis zu drei Tage aufzunehmen und sie dann, nach therapeutischer Erstversorgung, weiterzuleiten an die für sie geeignete Versorgungsebene: fachärztlich am Wohnort, an die hauseigene psychiatrische Institutsambulanz, an die Tageskliniken, oder eine störungsspezifisch ausgerichtete Station.
Für eine Aufnahme auf der Clearingstation kommen derzeit vor allem Patient*innen, die das erste Mal psychiatrisch erkrankt sind oder eine unklare Symptomatik bieten, in Betracht. Schon von Voraufenthalten her bekannte Patient*innen können nach wie vor direkt über die ZPA auf die ihnen schon vertraute und für ihre Erkrankung geeignete Station aufgenommen werden.
Auf der Clearingstation kann auch, im Sinne einer „Intensivstation“, die Erstbehandlung und intensive personelle Begleitung und Überwachung von als psychiatrischen Notfällen eingewiesenen Patient*innen erfolgen.
Neben der gründlichen psychiatrischen Diagnostik findet hier erforderlichenfalls auch die bei einer Reihe von psychischen Auffälligkeiten unerlässliche somatische Differentialdiagnostik statt: körperliche Untersuchung, Blutabnahme für Laboruntersuchungen, Ableitung eines EKG. Fallweise ergänzt werden können diese Basisuntersuchungen durch ein internistisches Konsil, Sonographie, bildgebende Untersuchungen des Gehirns (Computertomographie im Haus, Magnetresonanztomographie in Zusammenarbeit mit der Radiologie in Calw), Ableitung der Hirnströme (EEG), Liquorpunktion. Rechtzeitig erkannt werden sollen durch alle diese Maßnahmen diejenigen Patient*innen, deren Grunderkrankung etwa die (vorübergehende) Verlegung in ein somatisches Krankenhaus erforderlich machen.
Im nächsten Schritt wird die sukzessive Erweiterung der Clearingstation auf 18 Betten sowie die vollständige Integration der Funktionen der Zentralen Patient*innenaufnahme angestrebt.