Goldenes Jubiläum

Pressemitteilung vom 07. Juli 2020

CALW (ZFP) - Ein „goldenes Jubiläum“ kann das Klinikum Nordschwarzwald (KN), Zentrum für Psychiatrie Calw, im Juli dieses Jahres feiern: Am 10. Juli 1970 hatte in Anwesenheit von rund 100 geladenen Gästen die Grundsteinlegung für die Landesklinik Nordschwarzwald (LKN) stattgefunden.

Einem in 2006 veröffentlichten Bericht des ersten und langjährigen Verwaltungsdirektors der LKN Reinhold Späth (+) zufolge war diesem Ereignis in der Landespolitik und der hiesigen Gemeinde Hirsau große Bedeutung beigemessen worden: der Landtagspräsident, Finanzminister, Innenminister und die Landtagsabgeordneten des Kreises Calw nahmen an der Grundsteinlegung teil, Bürgermeister und Gemeinderat von Hirsau luden die Gäste zu einem Empfang nach Hirsau ein.

Planungs- und Baugeschichte des Klinikums reichen weiter zurück; der Landtag von Baden-Württemberg hatte bereits am 15. März 1962 beschlossen, zur psychiatrischen Versorgung des Gebietes westlich von Stuttgart eine Klinik zu bauen. Der Standort Lützenhardter Hof, eine ehemalige Staatsdomäne, war nicht unter dem Gesichtspunkt der Gemeindenähe, dafür aber wegen seiner zentralen Lage inmitten des zukünftigen Aufnahmegebiets ausgewählt worden.

Im Jahr 1968 war mit der Erschließung des 47 Hektar großen Geländes durch den Bau der Kreisstraßen K4322 und K4323 sowie dem Anschluss an das Wasser-, Strom- und Kanalisationsnetz begonnen worden. Die einzelnen Klinikgebäude, nämlich Wirtschaftstrakt, Zentralgebäude, Gemeinschaftshaus (heute: Cafino) und die in Pavillonweise auf dem Gelände errichteten sogenannten T-Bauten wurden zwischen 1970 und 1975 erbaut. Der klinische Betrieb wurde am 27. Januar 1975 in 2 Stationen aufgenommen.

Noch während der Planungs- und Bauzeit war ein so grundsätzlicher Wandel in der Behandlung psychiatrischer Kranker eingetreten, dass die ursprünglich geplante Bettenkapazität von 1000 Betten auf etwa die Hälfte reduziert werden konnte.

Maßgeblichen Anteil daran hatten die Entwicklungen rund um die sog. bundesdeutsche Psychiatrie-Enquête zwischen August 1971 und September 1975. Dieser Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland hatte zunächst schwerwiegende Mängel in der bisherigen Versorgung psychisch Kranker offenbart und die Auffassung geäußert, dass die psychiatrische Krankenversorgung grundsätzlich ein Teil der Gesamtmedizin (...) ist. Demgemäß müsse das System der psychiatrischen Versorgung in das bestehende System der allgemeinen Gesundheitsvorsorge und -fürsorge integriert werden. Dem psychisch Kranken müsse prinzipiell mit den gleichen Rechten und auf dem gleichen Wege wie dem körperlich Kranken optimale Hilfe unter Anwendung aller Möglichkeiten ärztlichen, psychologischen und sozialen Wissens gewährleistet werden.

Frei von baulichen oder strukturellen Altlasten hatten in der Landesklinik Nordschwarzwald somit von Anfang an neue Wege in der psychiatrischen Krankenversorgung beschritten werden können, weg von der „Verwahranstalt“ alter Prägung hin zur modernen therapeutischen Einrichtung.

Dieser Weg wurde in den vergangenen 45 Jahren konsequent weitergegangen, von der Landesklinik Nordschwarzwald über das Zentrum für Psychiatrie Calw als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts ab 1996 und seit 2005 umbenannt in Klinikum Nordschwarzwald. Der Nachteil fehlender Gemeindenähe in einem sehr großen und flächenmäßig überwiegend ländlich geprägten Einzugsgebiet konnte in den letzten 20 Jahren durch den sukzessiven Ausbau teilstationärer und ambulanter Angebote in Tageskliniken und Gemeindepsychiatrischen Zentren sowie durch Einrichtung stationärer Satelliten in Böblingen und Leonberg zu einem großen Teil ausgeglichen werden.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie gilt es unverändert, das Infektionsrisiko für unsere Patientinnen und Patienten sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soweit nur irgend möglich zu minimieren – daher verbieten sich selbstverständlich derzeit öffentliche Veranstaltungen zu jedweden Jubiläen, gerade auch in Krankenhäusern. Das Klinikum Nordschwarzwald geht aber fest davon aus, sich spätestens zum nächsten anstehenden Jubiläum 2025, der 50-jährigen Eröffnung der Klinik, seinen Patienten, den Angehörigen, der Mitarbeiterschaft und der gesamten Öffentlichkeit in festlichem Rahmen präsentieren zu können. Und sobald es die Verhältnisse zulassen, werden auch die Konzertreihe im cafino, die Kunstausstellungen in den Räumen der Ambulanz, wissenschaftliche Vorträge, Mitarbeiterfeste und der Weihnachtsmarkt wieder an den Start gehen.

 

(Dr. J. Ullrich, 07/2020)